Segelyacht Gemma

Reiseberichte

Langfahrt Mai - Oktober 2002

Übersichtskarte

Am Freitag, 19.04.2002, ist unsere Wohnung in Dormagen gegen Mittag leer. Der verbliebene Hausrat ist im Lager, das Auto ist beladen mit den Sachen, die mit an Bord sollen. Nach flotter Autofahrt erreichen wir unseren Liegeplatz in Holland und können Gemma noch bei Tageslicht von der Yachtwerft in den Vissershaven verholen. Der Liegeplatz gefällt uns, wir sind zufrieden, zumal das Schiff dank der Wärme der letzten Tage wohltemperiert ist. Zwar ist Erhards Laptop noch nicht repariert, eine Seekarte fehlt noch und das bestellte und für Ende März zugesagte Parasail-Segel ist noch nicht eingetroffen, aber die Stimmung ist dennoch gut. In den nächsten Tagen gewöhnen wir uns langsam an das neue Leben. Das anhaltend schöne Wetter weckt Vorfreude und motiviert zum zügigen Einräumen auf Gemma. Mangels des Rechners mit den aktuellen Staulisten ist dies Disziplinarbeit für Erhard. Glücklicherweise kann er das reparierte Laptop aber am Montag bereits abholen; gut dass wir noch das Auto hier haben. Leider währt die Freude nicht lange, am Mittwoch bereits muss es wiederum eingeschickt werden. Dies ist der Beginn einer fast unendlichen Geschichte von Pech und Pannen.

fröhliche Runde an BordAm Samstag, 27.04.2002 soll unser Abschied vom "bürgerlichen" Leben gefeiert werden. Mit viel Mühe haben wir ein Lokal gefunden, in dem dieser Anlass nach unserer Vorstellung würdig begangen werden kann. Das Hotel an der Uferpromenade wird uns ein Buffet zubereiten. Am Freitag treffen die ersten Gäste am Nachmittag ein. Während wir beim Chinesen schlemmen, verstärkt sich leider der Wind immer mehr. Bei strömendem Regen muss Erhard mit Hilfe von Eckhard die gerissene über die Toppen-Beflaggung retten. Karla hatte gehofft, die Wetterprognose würde nicht zutreffen und fleißig Fähnchen an Fähnchen geknüpft, leider war eins schlecht genäht und bot die Stelle zum Zerreißen. Zum Glück war das Großfall nicht in den Mast gerauscht. Am Samstagmorgen kann nach Wetterberuhigung wieder festlich geflaggt werden. Die übrigen Gäste treffen verspätet dank Staus ein. Das Buffet übertrifft unsere Erwartungen an Auswahl und Menge (leider bleibt viel übrig), die Atmosphäre ist locker, das Wetter schön: ein voller Erfolg. Nach dem harmonischen Tag klingt der Abend an Bord mit den noch nicht abgereisten fröhlich aus. Nach gemeinsamem Frühstück am Sonntag verabschieden wir den Rest der Familie. Gerd nahm unser Auto schon am Vortag mit nach Deutschland, um es zu verkaufen, wieder ein Abschiedsschritt.

Bis zum 23.05.2002 bleiben wir noch. Die Hafentage gehen schnell vorbei mit den Veranstaltungen zum Königinnentag, Karlas Geburtstag, Besuch von Tochter und Enkelkindern, und nicht zuletzt vielen Arbeiten und Warten auf das eingeschickte Laptop. Hollands Köstlichkeiten, wie Matjes, Spargel, Käse, Pommes, werden in dieser Zeit besonders genossen. Erhard freut sich besonders über nun druckfreieres Arbeiten und Kontaktaufnahme mit Bern Radio. Karla geht gern zum Markt am Samstag und gewöhnt sich an die Haushaltsführung an Bord.

Nach nun gut einem Monat Liegezeit soll es nun endlich losgehen trotz verspätetem Aprilwetter. Der erste Fahrttag, der 23.05. endet in Lelystad Haven, einem wohlbekannten ehemaligen Heimathafen am Markermeer. Bei starkem Wind ist ein Hafentag angesagt, bevor es weitergeht nach Amsterdam in den Sixhafen. Unterwegs können wir die neue Fock erproben und sind damit zufrieden. Nach wiederum einem Hafentag entscheiden wir uns für Weiterfahrt durch die Kanäle, es sind 6 Windstärken angesagt mit Böen auf 8 (gegenan), nicht so verlockend. Wir wollen wieder bei Nacht durch die Stadt fahren, um die kürzere Kanalroute nach Vlissingen zu fahren. An der ersten Schleuse zur Stadteinfahrt erfahren wir spätabends, dass diese Passage zur Zeit wegen Sperrung nicht möglich ist. Wir übernachten im Kanal neben dem Sixhaven. Um nicht einige Tage auf die Öffnung der Stadtdurchfahrt warten zu müsssen, beschließen wir, die ungünstige Route zu wählen. Wie erwartet müssen wir lange Wartezeiten vor den Brücken in Kauf nehmen. Die Strecke ist uns bis Alphen a. d. Rhijn unbekannt, immerhin was Neues. Wir übernachten nach Ausnutzungen der gesamten Tage für die Weiterfahrt auf freier Strecken bei Kaag sowie in Gouda. Ein Treffen mit Heinrich, Eva und Wolfgang ist nun in Ooltgensplaat geplant. Nach schöner Fahrt durch das Tidengewässer freuen wir uns am Nachmittag des 30. Mai dort einzutreffen. Ooltgensplaat haben wir von einem früheren Aufenthalt in besonders guter Erinnerung. Nun können wir hier nicht nur gemeinsame schöne Stunden genießen, sondern auch endlich das Parasail und das Satelliten-Telefon in Empfang nehmen.

Am 01.06. frühmorgens starten wir mit dem Etappenziel Kanalinseln und passieren gegen Mittag die Roompottsluis bei herrlichem Sommerwetter. Unterwegs muss die Steuerbordpositionslampe repariert werden. Ein defekter Keilriemen am Motor löst den Feuermelder im Maschinenraum wegen Rauchentwicklung aus, und die Steueranlage muss gefettet werden. Da wenig Wind herrscht, kann das Parasail erprobt werden, es überzeugt uns mehr als erwartet. Leider dreht der Wind in der Nacht und kommt nach dem Unwetter von vorn, das bedeutet Kreuzen, dadurch Zeitverlust und Strömung gegenan. Am Abend des 03.06. erreichen wir Cherbourg in der Normandie und legen auf Päckchen an. Der Hafen ist gut gefüllt, besonders mit Engländern. Nach Verholen in eine Box am nächsten Tag sind bei Dauerregen Stadtgang und weiterere Vorbereitung angesagt. Beim Ablegen am 06.06. lässt uns der Motor im Stich. Wir sind froh, unbeschadet wieder anlegen zu können. Der Motor hatte Luft gezogen, wir laufen mit Verspätung aus. Nur unter Motor bei Wind von vorn bis 6 Stärken ist die Fahrt nicht so gemütlich. Auf Guernsey erwartet uns zwar ein schöner Liegeplatz, aber Regen. Erfreulich ist der Sonderpreis für den Liegeplatz, wir wollen es nutzen und 4 Tage bleiben zum Preis für 3. Leider ist unser Nebenschiff von recht unruhigen Franzosen bewohnt. Bei überwiegend Regen beschränken wir die Inselerkundung auf eine Busfahrt und Besorgungsgänge in die nahe Stadt. Wenn die Sonne sich allerdings mal zeigt, lässt sich das mediteranne Flair der Insel dank der Parkanlagen mit Palmen und blühenden Blumen erahnen. Nach Warten auf günstige Strömungsrichtung und Tanken starten wir gegen Mittag des 10.06. nach St. Helier auf Jersey. Wieder zwingt das Versagen des Motors zum ungewollten Stopp am Warteponton. Die Vorfälle sind rätselhaft bezogen auf die Ursache des Luftziehens. Dank günstiger Strömung ist die Strecke beeindruckend schnell bei viel Regen geschafft. Auf den ersten Blick ist St. Helier eine Enttäuschung, aber Hafen und Stadt machen dann doch einen guten Eindruck. Allerdings laden weder das Hafengeld von 40 Pfund noch das Wetter zum längeren Verweilen ein. Ein Hafentag reicht, wir starten am 12.06. zur Bretagne.

Mit unserer Ankunft in Treguier haben wir ein gutes Stück nach Westen geschafft, es war eine schöne Fahrt mit günstigem Wind. Gut geschützt liegen wir landeinwärts von der Küste entfernt in einem Hafen mit Strömung und hoffen nun auf wärmeres Wetter. Unser Wunsch wird erfüllt, wir genießen erholsame Tage bei angenehmer Temperatur im idyllischen Ort mit guten Einkaufsmöglichkeiten. Die Fruits-de-Mer-Platte im Restaurant ist üppig, die Wanderung enttäuschend denn es gibt hier eigentlich nur Autostraßen. Trotzdem erhalten wir einen Eindruck von der Landschaft mit ihren Artischockenfeldern. Weiter geht es am 17.06. nach Roscoff, wo wir am Fischerkai festmachen können und ohne Probleme trockenfallen. Abends statten freundliche Zollbeamte ihren Besuch ab, alles ist in Ordnung. Im nächsten Hafen AberWrach erwartet uns ein schöner Touristenhafen mit Restaurants, aber ohne Geschäfte. Hier lebt man von Sommerferiengästen und ist nicht auf Langfahrer eingestellt. Wir bleiben trotzdem einen Tag, marschieren zum Einkauf 2 km weit in den Ort Ladenda, um uns für die Fahrt über die Biskaya zu verproviantieren. Der Weg führt bergauf und beschert schöne Ausblicke über Land und Meer. Eine gute und preiswerte Waschmaschine im Hafen trägt außerdem zur Zufriedenheit bei. Frühmorgens um 03:30 am 20.06., noch bei Dunkelheit, legen wir ab. Wir erreichen gut das offene Wasser und hören den morgendlichen Wetterbericht: ungünstiger Wind für uns. Wir geben den Plan der Biskaya-Überquerung für heute auf, müssen leider ein Stück zurückfahren und sind am Nachmittag in Camaret-sur Mer, nahe Brest. Ein lebhafter Ort mit Internetcafe, Geschäften und interessanten Meeresfrüchte-Verkaufsständen macht den Aufenthalt angenehm, und eine ausgiebige Wanderung verschafft uns die nötige Bewegung mit schönen Ausblicken von der Höhe der Küstenlinie.

Am 23.06. verholen wir morgens zur Tankstelle und sind nun gut gerüstet, um gegen 17:00 zu starten und hoffentlich unser Ziel, Spanien, glücklich zu erreichen. Wir haben einen guten Zeitpunkt erwischt! Tagsüber können wir das Parasail setzen, die klare Nacht wird vom Vollmond erhellt. Wir sehen selten andere Schiffe und glauben, die See für uns allein zu haben. Nicht ganz, es gibt ja noch die Delfine! Ihr Spiel ums Schiff herum lässt die Wachzeit im Nu vergehen, man muss sich losreißen, um die Aufgaben unter Deck zu erledigen. Die Schulen aus großen und kleinen Tieren bestehen manchmal aus geschätzt über 30 Mitgliedern, die neugierig ihren souveränen Übermut rund ums Schiff austoben. Sogar nachts können sie es nicht lassen. Dank des Vorm-Wind-Kurses ist die Fahrt trotz höher werdender Windstärke angenehm. Gegen Ende erreichen die Böen eine Geschwindigkeit bis zu 20 m/s (8Bf), wir fahren mit gereffter Rollfock fast vor dem Wind. Die "echte" Windstärke wird uns klar bei der Kursänderung zum "Um-die Ecke-Biegen" nach Caraminas im spanischen Galizien. Wir überlegen sogar, ob wir im Hafen anlegen oder sicherheitshalber erst in der Nähe ankern sollen, um das Hafenmanöver zu ersparen. Aber der Hafenmeister hat uns erspäht und steht bereits einladend am Steg. Mit seiner Hilfe gelingt das Anlegen gegen Mittag am 26.06. nach 67 stündiger Fahrt. Wir haben selten einen so kompetenten und sicher arbeitenden Hafenmeister erlebt, dabei sieht er so klein und unscheinbar aus und macht sich nicht wichtig. Bei den späteren Ankömmlingen im Hafen bewundern wir immer wieder seine Arbeit. Noch im weiteren Verlauf der Reise hören wir immer wieder Loblieder auf diesen Mann und über den ganzen Hafen. Bei inzwischen sehr starkem und kaltem Wind ist bei unruhigem Liegen erst mal Ausruhen angesagt. Wir sind glücklich, diese Etappe hinter uns gebracht zu haben, Schiff und Mannschaft haben die Biskaya gut gemeistert.

Der Erkundungsgang führt uns in eine ärmliche Stadt ohne jede Touristik. Bunt wird es durch den samstäglichen Aufbau verschiedener Verkaufsstände mit Marktcharakter am Hafen. Wegen des starken kalten Windes verbringen wir die Tage überwiegend drinnen. Karlas erster Friseurbesuch der Reise führt zu so einem superkurzen Haarschnitt, dass der nächste Friseurbesuch erst 3 Monate später fällig ist. Wir essen die ersten spanischen Tapas, das Essen im Hafenlokal ist lecker und preiswert.

Am 01.07.2002 hat sich das Wetter beruhigt, die Sonne scheint, es geht weiter. Allerdings weht nun entgegen der Vorhersage überhaupt kein Wind, also motoren. Dafür gibt es Nebel mit Sicht unter 1/2 sm. Wir sehen nicht viel von der Küste und schleichen in die Bucht von Bayona. Diese Situation kommt uns bekannt vor. Spät abends erhalten wir einen guten Liegeplatz in der Marina. Wie sich später herausstellt hatten wir Glück, einen Platz am Steg zu bekommen, denn der Hafen ist gut besucht. Zwei Hafentage bei herrlichen Wetter gehen schnell vorbei. Der Ort mit seiner schönen Burganlage bietet alles und ist ein krasser Gegensatz zu Caraminas: hier bringen die Touristen das Geld vorbei.

Am 04.07.2003 können wir bei Sonne und starken Nordwind mit Böen das neue Parasail erfolgreich einsetzen und erreichen unser Ziel Leixoes in Portugal schnell. Die Küste wurde flach mit Stränden, aber wann wird es endlich Sommer? Wir machen einen Erkundungsgang vom Hafen in den Ort und wollen auch eine Kleinigkeit essen. Ein Schnellrestaurant scheint die richtige Adresse dafür. Allerdings besteht die Kleinigkeit für wenig Geld unerwartet aus einer riesigen Fleischportion von bester Qualität für jeden. Wir schleichen satt und zufrieden mit dem besten ersten Eindruck von Portugal durch das hübsche Landstädtchen zurück zum Hafen. Morgen wollen wir mit dem Bus nach Porto. Hier in der Heimat des Portweins ist es zwar wieder touristisch, aber die malerische Stadt und die Atmosphäre insgesamt geben eine Vorgeschmack auf "Süden".

Die nächste Tagesetappe geht nach Figueira de Foz. Laut Unterlagen soll der Hafen nicht empfehlenswert sein, deswegen ist er wohl auch so leer. Warum der Hafen nicht empfohlen wird, wissen wir nicht, wir fühlen uns wohl. Es gibt alles, auch eine Waschmaschine und Gas nahe beim Hafen. Sogar deutsche Zeitungen sind im Angebot. Die etwas schmuddelige Stadt ist ein Badeort für Normalsterbliche und ohne besondere Note. Hier genießen wir portugiesischen eingesalzenen Fisch (nie wieder) und demzufolge reichlich Aguadente (Schnaps) in einer kleinen Kneipe abseits der Hauptstraße. Am 09.07.2003 beginnt die Fahrt mit Regen und Nebel, der abschnittsweise immer stärker wird. Leider ist so von der portugiesischen Küste wieder nicht viel zu sehen. Deshalb steuern wir Nazare an. Der Hafen ist voll und vom Eindruck her nicht einladend. Also doch weiter nach Peniche trotz ca. einer Stunde Umweg und Südwind. Hier liegt man unruhig, Tag und Nacht verursachen die Fischer- und Touristenboote Schwell. Die Überschreitung der erlaubten Geschwindigkeit wird wohl nicht geahndet. In Erinnerung bleibt der nette Hafenbeamte, der Karla mit dem Auto zum Einklarieren in das entfernte Büro fährt. Der malerische Fischerhafen bietet unzählige Fischrestaurants. Die Preise sind natürlich touristisch, man muss auch darauf achten, die unbestellten Vorspeisen abzulehnen. Diese sind meist überteuert und oft nicht frisch. Abseits der Touristenmeile werden wir wieder gut bedient. Langsam und schwer gewöhnen wir uns auch an die späte Essenszeit, was anderes bleibt uns ja nicht übrig, wenn wir nicht selber kochen wollen. Außer dem Hafen bietet die Stadt gute Einkaufsmöglichkeiten, aber das war`s dann schon.

Am 11.07.2003 erreichen wir nach schneller Fahrt vorbei am westlichsten Punkt Europas, Cabo da Roco, bei strahlender Sonne Lissabon. Darauf freuten wir uns schon lange. Hierher zum TO-Stützpunkt haben wir Post von Zuhause bestellt. Die Stadt lockt, wir wollen länger bleiben. Schon die Einfahrt in den Tejo, vorbei am Torre de Belem und am Seefahrerdenkmal, voraus die große Brücke, ist beeindruckend. Auf den ersten Blick enttäuscht der Alcantara-Hafen. Man blickt auf Containerschiffsaufbauten, staubige Pflasterstraße und Gebäude. Erwartet hatten wir eine hübsche Hafenmeile. Trotzdem sind wir froh, hier unterzukommen, wir hatten befürchtet, dass dieser so zentral gelegene und preisgünstige Hafen voll sei. Aber im Gegenteil, Liegeplätze sind reichlich vorhanden. Gut zu Fuß erreichbar sind Einkaufsmöglichkeiten im Wohngebiet der "normalen" Leute. Später stellt sich auch heraus, dass man hier lecker, reichlich und preiswert Essen gehen kann. Das nutzen wir häufig, zumal nun plötzlich heiße Sommertemperaturen herrschen, die nicht zum Kochen verlocken. Wir spannen das bisher noch nicht ausprobierte Sonnensegel über das ganze Schiff und sind nun froh über den Sonnenschutz. Wir bleiben eine gute Woche, besichtigen die Stadtviertel Baixa und Alfama, machen eine Fahrt mit der Straßenbahn durch die Altstadt zur Festung und sind auch sonst häufig in der Stadt unterwegs. Zum Ende des Aufenthalts besuchen wir noch das Marinemuseum am Tejoufer. Dort im Yachtclub erhalten wir auch der erwartete Post. Die Abholstelle war schwer zu finden, die Verständigung mit dem TO-Betreuer war etwa kompliziert, zumal er "Insider"-Bezeichnungen für Orte der Stadt benutzte. Leider geht Karla am Ende des geplanten Aufenthalts das Scharnier der Fußgräting im Cockpit kaputt. Passender Ersatz ist nicht aufzutreiben, obwohl wir einen Besorgungstag anhängen. Mist.

Inzwischen ist es so heiß geworden, dass wir froh sind, gegen Mittag des 19.07. die Stadt zu verlassen. Die erwartete hübsche Hafenmeile ist übrigens auf der östlichen Seite der Tejobrücke, wir lagen an der westlichen. Vor Anker bei Cascais, dem Badeort der Stadt, genießen wir endlich Kühle auf dem Wasser.

Am 19.07.2002 erreichen wir nach Fahrt erst ohne Wind, dann unter Parasail Sines, die Geburtsstadt von Vasco da Gama. Der Hafen und das Städtchen gefallen uns wieder gut. Die Waschmaschine, kostenlos wohl deshalb, weil die Schleuder kaputt ist, erfreut Karla. Nun können die Teile, die nicht geschleudert werden sollen, komfortabel gewaschen werden. Im relativ touristenfreien Ort sind gute Einkaufsmöglichkeiten und Gaststätten. Erhard besucht ein Strandfest mitten in der Nacht. Bei teilweise Nieselregen ist die Temperatur angenehm. Am 23.07.2002 starten wir früh bei schlechter Sicht und wenig Wind in Richtung Lagos. Viele Delfine begleiten uns. Am Nachmittag gesellt sich auch Wind zur Sonne und wir biegen bei Cap Vincente, Europas südwestlichsten Kap, am späten Nachmittag um die Ecke. Das Wetter ist günstig, wir beschließen, die Nacht vor Anker in der Bucht von Sardres zu verbringen. Hier haben schon im Mittelalter die Seefahrer auf günstigen Wind gewartet! Heute sind wir allein hier. Am nächsten Tag erreichen wir Lagos nach einem schönen Segeltag am Nachmittag. Ein Touristenort, aber schön. Auch die Marina gefällt uns, allerdings nicht der Preis von 30,35 € pro Nacht. Wir stocken am Morgen des 25.07. im nahen Supermarkt unsere Vorräte auf und starten zu den verlockenden Ankerplätzen der Algarveküste.

In der Lagune von Alvor wollen wir länger bleiben, die Beschreibung ist viel versprechend. Die Anfahrt erinnert an Fahrten durch die Schären. Der Ankerplatz ist sehr gut besucht und es ist gar nicht so einfach, ausreichend Platz für sicheres Ankern zu finden. Das angeblich ursprüngliche Fischerdorf entpuppt sich als Touristennest. Wir sind geschockt von den Preisen der Restaurants und deshalb froh, verproviantiert zu sein. Der Vorteil solch eines Ortes ist allerdings, dass man auch sonntags einkaufen kann und deutsche Zeitungen erhält. Ansonsten haben wir in der Ankerbucht relative Ruhe. Hier sind viele Deutsche, die sich teilweise schon sehr lange geschützt und kostenlos in der Bucht aufhalten. Mit dem Schlauchboot erreichen wir die Sandbänke, bestaunen Krebse und Fische. Feriengefühl wie in Kindertagen macht sich breit. Trotz der vielen Ankerlieger ist es friedlich in der Bucht, nur ein Holländer fühlt sich von unserem Windgenerator gestört. Am 29.07. erreichen wir nach kurzer Fahrt den Ankerplatz von Portimao. Hier will man die Leute wohl in die neue teure Marina zwingen. Am beschriebenen guten Platz nahe dem Ort ist Ankern nun verboten. Am Ausgang der Bucht ist viel Schwell, Unruhe durch Touristen-, Fischer- und Speedboote, sowie Taucherboote. Zudem wurden bestimmte Teile des Ankerreviers zum Tauchen (Tauchschule) gesperrt. Mit dem Schlauchboot geht es zum Strand und zum Ort Ferragudo. Die typischen Algarvefelsen sind beeindruckend in der wechselnden Beleuchtung im Laufe des Tage. Das versöhnt und wird nicht jedem geboten. Trotz der Möglichkeit schöner Strandgänge an den Felsen verlassen wir die Bucht am 31.07. In der Lagune bei Faro hoffen wir es günstiger anzutreffen. Hier an der Insel Culatra sind wir besser aufgehoben. Natürlich ist es wieder voll, aber bei der Größe des Ankerplatzes Praca Larga macht uns das nichts aus. An der Küste sind nun keine Felsen mehr, flacher Sandstrand erinnert an die Nordsee. Auffällig sind die Muschelfarmen, das Gebiet ist berühmt für die Muschelzucht. Wir beobachten die Leute bei der schweren Arbeit der Muschelernte bei Niedrigwasser. Die Häuseransiedlung ist auf Sand gebaut und macht einen primitiven Eindruck. Hier ist Naturschutzgebiet, Autos sind verboten, schöne einsame Spaziergänge an der Küste zum offenen Wasser hin möglich. Wir hoffen auf preiswertes Abendessen. Die Suche endet in einem Restaurant mit Grillfisch und Venusmuscheln, lecker aber nicht preiswert. Das Rezept für die Zubereitung von Venusmuscheln, das uns der deutsch sprechende Kellner dort verriet, wird erfolgreich ausprobiert und in die Rezeptsammlung aufgenommen. Mittels einer Fahrt mit der Fähre nach Olhao lernen wieder eine lebhafte Provinzstadtstadt kennen. Obwohl unser weiteres Ziel für dieses Jahr die Kanaren sind, beschließen wir die Weiterfahrt an der portugisischen Küste, so gut gefällt es uns und wir wollen noch den Rio Guadia sehen. Die Fahrt in diesen Fluss, die Grenze zwischen Portugal und Spanien, wollen wir nicht versäumen.

Am 04.08.2003 laufen wir bei Ayamonte (Spanien) in die Flussmündung ein. Da im Hafen kein Platz mehr frei ist, geht es durch die Hängebrücke (ohne zuverlässige Angabe der Durchfahrtshöhe!) weiter flussaufwärts bis Foz de Odeleite. Die Wracks in der Flussmündung erinnern an England. Wir sehen einige Störche am Wasser. Im weiteren Verlauf erinnert die Landschaft dann an die Mosel, allerdings mit Oliven- und Feigenbäumen und Kakteen statt Weinstöcken. Bis Alcoutim (P) und Sancular (E) fahren wir flussaufwärts und ankern dort mitten zwischen Portugal und Spanien (auf schlechtem Grund). Während in der portugiesischen Ortschaft lebhaftes Treiben herrscht, ist es auf der spanischen Gegenseite wie ausgestorben. Es ist schön, wieder mehr im Land zu sein, das Auge genießt das Grün! Flussabwärts sind wir am 07.08. schnell in Ayamonte und ergattern einen Liegeplatz in der Marina für 2 Tage.

Nach Abwägen der beiden Möglichkeiten der Weiterfahrt, Kanaren oder Mittelmeer, beschließen wir die Weiterfahrt ins Mittelmeer und fahren am 09.08. in die übernächste Bucht nach El Rompido. Die flache Küste ist nun bepflastert mit Bettenburgen. An Land ist Hochsaison. Die Ankerbucht ist wieder gut besucht, leider ist der Wind häufig kalt und macht das Leben auf dem Wasser ungemütlich. Beim Ankerauf macht der Motor wieder Schwierigkeiten, Erhard kann sich nicht erklären warum. Karla muss zum Zahnarzt, wir fahren nach Chipiona. Hier erwartet uns ein gepflegter Hafen und die Dame an der Rezeption verhilft zu einem Zahnartzbesuch noch am selben Abend. Chipiona ist ein netter Badeort mit überwiegend einheimischen Feriengästen. Beim Besuch der Sherryprobierstuben empfiehlt sich Zurückhaltung, wie wir schnell merken. Wir stellen die ersten Überlegungen über unseren Ort für das Winterlager an. Der Küstenklatsch empfiehlt Eile, in Andalusien sei z. B. Almerimar schon ausgebucht. Wir lassen uns nicht irrre machen und genießen weiter die Tage. Am 16.08. sollen wir uns im Hafen zu einem anderen Liegeplatz verholen. Dazu haben keine Lust, also brechen wir auf in die Bucht von Cadiz. Wegen einer Regatta kommen wir in Porto Sherry leider nicht unter. Zum Ankern ist der Wind nicht günstig, also steuern wir notgedrungen den America-Hafen an. Dieser liegt recht weit entfernt von der Stadt und allen Versorgungsmöglickeiten und ist einfach ausgestattet. Aber er gefällt uns, zumal auch der Preis OK ist. Aber was passiert beim abendlichen Würstchenessen? Erhard verliert ein großes Stück Backenzahn. Die Behandlung kann erst einige Tagen später mit Hilfe des ADAC stattfinden. An dieser Stelle sei der ADAC gelobt: schnelle Terminabsprache unter Berücksichtung der Erreichbarkeit der Praxis ohne Auto, Unterstützung hinsichtlich Dolmetschen - sogar telefonisch während der Behandlung - sowie erneute Terminabspache zur Nachbehandlung. Wir unternehmen eine Stadtrundfahrt in dieser ältesten Stadt Europas, die uns sehr beeindruckt. Der Hafen ist besser als sein Ruf, ein Großeinkauf muss zwar per Taxi zum Schiff befördert werden und das Umfeld ist nicht schön: halbfertige Bauten, kein Grün. Wir sind versöhnt durch einen Grill am Ende der Hafenmole. Hier gibt es leckeren Fisch, mariniere Muscheln und andere Köstlichkeiten unter freiem Himmel zu erschwinglichem (billigem) Preis. Der Kellner ist teilweise im Stress, was er an Bestellung am einen Abend nicht schaffte (vergaß oder vergessen wollte) kommt am nächsten unaufgefordert auf den Tisch. Hier fühlen wir uns wohl, vor allem nach dem Nepp in der Stadt, wir werden Stammgäste. Wir leihen ein Auto und fahren zur Besichtigung einiger Häfen im Mittelmeer (1000 km hin und zurück), um Eindrücke für das Überwintern zu gewinnen. In Frage kommen Almeria und Almerimar. Leider hat Erhard am Fahrtag Probleme resultierend aus der Zahnbehandlung. Die Mittelmeerküste beeindruckt uns nicht so wie die Atlantikküste, aber nun ist entschieden, dass der Winter im Mittelmeer verbracht wird. Am 22.08 motoren wir gegenan in die Bucht von Santi Pertri, die als Idylle beschrieben wird. Die Beschreibung ist wohl älter, hier liegen zig kleine Motorboote an ihren Moorings, Surfer tummeln sich, ein Freizeitparadies. Auch für uns? Es gibt keine Einkaufsmöglichkeiten, nur Restaurants und Surfschulen. Die übrigen Häuser sind Ruinen. Wir verbringen trotzdem einen schönen Tag vor Anker. Ein Strandspaziergang und das schöne Wetter versöhnen. Am 25.08. erreichen wir Barbate, einen erschreckenden Hafen. Eine große Öllache schwimmt auf der Hafeneinfahrt, der lange Weg zur Stadt um den wenig besuchten Hafen herum ist schattenlos und überwiegend voller Müll. Die Sanitäreinrichtungen sind zwar modern, aber ungepflegt. Seit ihrer Inbetriebnahme wurden sie wohl noch nie gereinigt! Der Ort als solcher ist allerding nicht schlecht, aber zu weit weg vom Gästehafen.

Gibraltar ist unser nächstes Ziel, wir starten am Nachmittag des 28.08., um günstige Verhältnisse zu nutzen. Die Vorhersagen treffen nicht ein, wir haben Windstärke 5 - 6 von vorn statt variabel 3. Bei Wind gegen Strom ist es ungemütlich und wir kommen nicht voran, um günstig durch die Straße von Gibraltar zu rutschen. So entschließen wir uns zum Ankern bei Tarifa für die Nacht. Dies ist zwar kein guter Platz, aber wir sind geschützt und verbringen eine ungestörte Nacht mit beeindruckender Kulisse der Befestigung. Um 05:30 am 29.08. geht es Ankerauf bei nebligem aber ruhigem Wetter. In Algericas, gegenüber Gibraltar, soll es spanische Seekarten geben. Dieser Hafen empfängt uns abweisend. Wir sehen keine Gastlieger, es gibt weder Strom noch Wasser an der Pier. Karten seien nach Auskunft der Hafenpolizei zwar im Ort zu erhalten, aber weit weg und ab 2 Stunden Aufenthalt sollen wir Liegegeld zahlen. Nichts hier ist verlockend, wir fahren auf die Gegenseite der Bucht nach Gibraltar. Auf der Fahrt beeindrucken uns die Delfine, die sich von den vielen fahrenden und ankernden Schiffen in ihrem Spiel nicht stören lassen. Für Queens Quai Marina konnten wir einen Platz über Funk reservieren. Hier liegt man zwar unruhig, aber nahe der Stadt und der Hafen ansonsten ist preiswert und funktionell. Die Stadt ist touristisch, ähnlich den Kanalinselorten und teuer statt zoll-/steuerfrei preisgünstig. Aber Fisch und Chips munden trotzdem. Natürlich fahren wir mit dem Cable-Lift auf den Affenfelsen und besichtigen die Höhlen. Die Sicht auf Marokko und Spanien ist grandios. Wir haben wirklich Glück mit dem Wetter, denn hier ist eigentlich eine Nebelecke. Nach Kauf der Seekarten verlassen wir Gibraltar am 02.09.03 früh bei gutem Wetter ohne einen bestimmten Zielhafen. Adieu Atlantik!

Zur gleichen Zeit wie wir läuft zufällig ebenfalls eine deutsche Segelyacht aus dem Hafen aus. Etwa eine halbe Stunde später überfällt uns so dicker Nebel wie schon lange nicht mehr. Wir preisen uns wieder glücklich, dass wir Radar haben und fahren so problemlos durch die Ankerlieger im Bereich der Reede. Nicht so die andere deutsche Yacht. Wir beobachten auf dem Radarschirm, wie sie knapp an den Ankerliegern vorbeifährt, verlangsamen unsere Fahrt und nehmen Wink- und Sprechkontakt auf. Sie haben kein Radar und wollen uns dankbar folgen. Wir verabreden den nahen Hafen Duquesna als gemeinsames Tagesziel und treffen uns dort zum gemütlichen Plausch an Bord. Wir werden uns in nächster Zeit öfter über eine zufällige Begegnung freuen. Nach dem Aufenthalt in Estepona wollen wir nach Marbella, sind aber skeptisch was diesen Schicki-Micki-Ort anbetrifft. Wider Erwarten kommen wir im preiswerten Hafen unter und sind in allen Punkten angenehm überrascht. Die Altstadt ist wirklich sehenswert, der Ort verfügt über gepflegte Plätze, Geschäfte für jeden Geldbeutel und eine schöne Strandpromenade. Der Hafen ist nahe der Stadt, ruhig und gepflegt. Es wäre reizvoll, hier zu überwintern, aber leider ist man für den Winter ausgebucht. Der Besuch eines Stierkampfs wird uns in Erinnerung bleiben (60,-- € p.P. Einritt). Das Ereignis ist touristisch, die Plätze sind nur zu 1/4 belegt. Wir sitzen in einer der ersten Reihen und können das blutige Schauspiel genau betrachten. Manche Passagen des ersten Teils, Reizen des Stiers, sind ästhetisch schön. Der Rest, das Finale mit der Tötung des Stiers, lässt uns teilweise lieber wegsehen.

Im Folgenden lernen wir eine Reihe von andalusischen Hafenstädten kennen. In Benalmadena (künstlich wie Disneyland) liegen wir zum Glück an der Pier in der Hafeneinfahrt in Schwell und Treibgut wie einst in Tyborön. Man muss auch diesen Hafen, fest in englischer Hand, mal gesehen haben. Auf Dauer ist nun ein Hafen wie der andere, alle haben eine Strandpromenade, Geschäfte, Restaurants und Internetcafes. Manche Marinas sind nahe an Fischerhäfen entstanden, andere nur für Feriengäste in Touristenorten konzipiert, langweilig. In Puerto de Velez erleben wir am 16.09. den seit langem ersten Regentag. Dieser Hafen ist fest in deutscher Hand! Die erste Nacht im Mittelmeer vor Anker bei Marina del Este ist unruhig, ansonsten ist der Platz schön, nahe am Land mit Blick auf den Strand. Am nächsten Ankerplatz bei Calahouda, ca. 10 m vor dem Strand, bedauern wir, das Beiboot nicht zum Landgang klar zu haben. In Almerimar laufen wir am 19.09.ein. Hier wollen wir vielleicht überwintern. Eigentlich gefällt es uns, obwohl die Umgebung fast geschlossen mit graubraunen Planen bedeckt ist. Dies dient der Gemüsezucht für das übrige Europa. Aber es ist zu früh im Jahr, noch können wir Strecke weiter gen Osten machen. Für uns könnte Aguadulce ein Winterplatz sein. Auch hier könnten wir entgegen dem Küstenklatsch noch bleiben. Würde es uns hier, direkt am kahlen Berg, gefallen? Irgendwie doch nicht. Vielleicht wäre Tunesien besser. Platz ist jedenfalls in El Kantoui. Es tut uns leid, von der netten Hafenfee, Jessica, Abschied zu nehmen und wir werden uns gern an Aguadulce erinnern. Es folgt der Aufenthalt in Garucha (27.- 30.09.), dort die erste Nacht längsseits im Fischereihafen, dann Ankern bei Aguilas (nahe gelber Tonne). Cartagena beeindruckt uns wieder als geschichtsträchter Ort mit guter Marina, aber unzähligen Baustellen in der Stadt. Das Wetter ist noch immer sommerlich warm, wir wollen weiter. Alicante, mangels günstigem Wind angelaufen, schreckt uns mit dem Hafenpreis. So ist die Freude über diesen schönen Ort beim nächtlichen Rundgang besonders für Erhard getrübt.

Am 07.10. starten wir endgültig zu den Balearen. Erst müssen wir gegean motoren, dann geht es zügig weiter mit dem Parasailor. Leider muss der Motor auch dabei unterstützen. Die Passage zwischen Formentera und Ibiza im Dunkeln ist knifflig. Das Wetter ist klar, aber es ist kein Mond zu sehen. Da Unrat in der Schraube vermutet wird, taucht Erhard unters Schiff. Es ist zwar nichts feststellbar, aber danach läuft der Motor wieder ok. Nach 29 Stunden erreichen wir Mallorca am 28.10. Im preisgünstigen Hafen von Palma de Mallorca ist kein Platz zu bekommen, also fällt der Anker in einer Bucht nahe Palma. Nach mehreren Ankermanövern beschliessen wir, das Risiko einzugehen, hier die Nacht zu verbringen. Hoffentlich hält der Anker in unsicherem Grund. Wir haben Glück und liegen gut auch bei Gewitter mit starkem Regen am frühen Morgen des folgenden Tages. Pier 46, der Stadthafen von Palma de Mallorca, in dem wir nun unterkommen können, ist sehr schwer zu finden. Irgendwie stimmt der Plan im Almanach nicht mit der Wirklichkeit überein. 37,--€ sollen wir pro Nacht bezahlen, ohne Strom , Dusche/Toilette und ohne jeglichen anderen Hafenkomfort wie z. B. Wetterbericht oder touristische Informationen. Dafür befinden wir uns aber direkt unterhalb der Kathedrale.

Hier in der hintersten Ecke des Hafengeländes darf man wieder nicht ins Wasser sehen, der gesamte Unrat der Insel scheint sich hier versammelt zu haben. Trotzdem gefällt es uns, wir liegen geschützt und zentral, nette englische Nachbarn haben wir auch. Wir besorgen Seekarten und bummeln durch Palma, schön in der Nachsaison trotz der häufiger Regenschauer und des kalten Winds. Auch das Essen in den Touristenrestaurants übertrifft unserere Erwartungen was Qualität und Preis anberifft, nur eine kleine Schuhreparatur ist sehr teuer. Die Reparatur der Borddusche macht Erhard kostenlos. Beim schönen Segeltag längs der Küste am 12.10. finden wir es sehr schade, Mallorca nur als Durchreisende zu erleben. Am Abend ankern wir an der Ostküste in der schönen Bucht von Mondrago. Mahon auf Menorca erreichen wir nach einem noch sommerlichen Tag am 13.10. Hier ist heute Sonntagsruhe total, nach mehreren erfolglosen Versuchen, über Funk oder Telefon einen Hafenplatz zu bekommen, machen wir auf gut Glück beim Club Nautico fest. Von hier aus können wir die MS Deutschland, das "Traumschiff" beim Auslaufen aus der Bucht von Mahon beobachten Am Montag dürfen wir dann zahlen und könnten im Prinzip bleiben. Beim kurzen Besuch der Stadt machen wir die letzten Einkäufe in Spanien und laufen am 14.10. um 19:00 Uhr aus. Wieder bedauern wir, auch dieser Baleareninsel nur eine Stippvisite abgestattet zu haben. Die Überfahrt nach Sardinien ist schöne Segeletappe. Außer uns sind nur einige "Traumschiffe" unterwegs. Bei Sonnenschein über Tag genießen wir die Fahrt und laufen aufgrund der Windvorhersage als Zielhafen auf Sardinien Alghero an. Nach 63 ruhigen Fahrstunden machen wir frühmorgens unterhalb der Stadtmauern fest. Auch hier gibt es keine Hafeneinrichtungen, trotzdem werden uns 28,-- € pro Tag abverlangt. Eigentlich wollen wir nicht bleiben, aber die Hafenkassiererin gibt die Auskunft, dass es hier nirgendwo Hafeneinrichtungen gäbe. Auch sollten wir für die bereits verbrachte Zeit zahlen. Nach einigen Überlegungen und Abwägungen bleiben wir doch. Alghero ist eine nette Touristenstadt und abends haben wir die erste Pizza auf dem Teller. Noch immer steht unser Winterquartier nicht fest, das Touristenbüro hilft beim Suchen aktueller Telefonnummern. Wir wollen zügig zum italienischen Festland und unterwegs noch Eindrücke von Sardinien sammeln. In der empfohlenen Ankerbucht bei Porto Conte benötigen wir in 4 Stunden 10-15 Versuche, um zufriedenstellenden Ankergrund zu finden. Wir resignieren, bleiben mit dem Bügelanker und 100 m Kette auf Risiko liegen und überstehen die schweren Böen des erstens Abends gut. Die Bucht ist wunderschön, wir haben sie nun am Ende der Saison für uns allein. Der 18.10. beschert einen herrlichen Spätsommertag vor Anker, das Wetter hat sich beruhigt.

Hier fällt die Entscheidung, den Hafen von Rom als Winterplatz anzusteuern. Der Telefonkontakt mit Porto die Roma ist erfreulich, das Liegegeld für den Winter akzeptabel, wir können und wollen kommen. Am 19.10. starten wir zur Fahrt entlang der Küste Sardiniens, um durch die Straße von Bonifatius das italienische Festland zu erreichen. Unterwegs wollen wir Eindrücke von der Insel sammeln. Der enge Fahrweg nahe der Felsenküste ist beeindruckend. Am Abend des 19.10. erreichen wir Porto Torres. Die Stadt macht einen heruntergekommenen Eindruck. Da man vergessen hatte, uns einen Schlüssel für das Tor zum Hafengelände zu geben, müssen wir abends zum Stadtgang über das Tor steigen. Nichts lockt hier zum Bleiben, auch nicht der günstige Liegepreis. Da gefällt uns Castelsardo schon besser. Wir erreichen den schönen Ort am 20.10. nach einer kurzen Fahrt entlang der nun flachen grünen Küste. Der fast leere Hafen ist noch nicht ganz fertig gestellt. Trotz des weiten Wegs zum Ort bleiben wir gerne. Von der Burg hoch auf dem Felsen aus tut sich ein beeindruckender Ausblick auf Meer und Insel auf. Karla hat noch das kleine Abenteuer, dass beim Duschen plötzlich das Wasser ausfällt, natürlich grade als der Kopf eingeschäumt ist!. Was soll's, nach einer Viertelstunde kann der Schaum abgespült werden. Am 23.10. verbringen wir die Nacht an der Tankstelle von Santa Teresa Tallura. Spät am Abend trifft der Tankwart ein und wir sind froh, hier übernachten zu können. Der Wind ist stark an diesem Tag, Böen bis 10 Bft. sind angesagt, es regnet. Am nächsten Morgen können wir Kontakt mit der Marina aufnehmen und uns verlegen. Auch hier ist die Saison vorbei, das Hafengeld beträgt 7,31 €! Trotzdem wollen wir weiter, am 25.10. hat sich die Wetterlage beruhigt. Wir passieren die Straße von Bonifatius bei guten Bedingungen und ein schöner spätsommerlicher Segeltag entlang der abwechslungsreichen Küste führt uns in die neue Supermarina Porto Cervo. Das Liegegeld setzt sich hier zusammen aus Geld für den Stegplatz + Strom + Wasser, egal ob man letztere Dinge in Anspruch nimmt. Nach einiger Diskussion wird uns wenigstens das Wassergeld für 2 Tage erlassen. Sollten wir bleiben, müssten wir dann Wassergeld zahlen! Wir sind recht sauer, dieser Hafen ist bereits im Winterschlaf, der Weg zum Einkauf ist weit, das einzig offene Restaurant im Hafen ist teuer, dafür ist das Essen mäßig. Nichts wie weg, obwohl es landschaftlich sehr schön hier ist und wir die Insel eigentlich noch nicht verlassen wollten. Am 26.10. erhalten wir wider Erwarten ohne Diskussion das Liegegeld für die 2. schon gezahlte Nacht zurück. Die Prozedur ist zwar aufwändig, da wir mit Kreditkarte gezahlt hatten, aber immerhin sind wir ein klein wenig versöhnt. Die 23-stündige Fahrt zum Festland ist wieder sehr abwechslungsreich: mal Wind von vorn, mal von achtern, nachts gar keiner. Es ist eine schöne Abschlussfahrt bei sommerlichem Wetter ohne Aufregungen ins Winterlager nach Porto di Roma.

Am 28.10.2003 treffen wir ein. Die Marina ist neu, es herrscht reges Leben, die Fahrtensegler begrüßen uns herzlich als neue Mitglieder im Kreis der Überwinterer.

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10.3.2004