Segelyacht Gemma

Reiseberichte

Skandinavien-Reise vom 19.05. - 21.09.2001

1. Etappe Harderwijk bis Tönning 19.05. - 29.05.2001

Endlich ist es so weit, für Erhard wird das Schiff in den nächsten 4 Monaten nicht mehr eine Arbeitsstätte sein, nun ist es unser Zuhause für die kommenden Wochen. Die außen sichtbaren Neuerungen, am auffälligsten der Geräteträger mit dem Windgenerator und der Radarantenne, die Maststufen sowie die beiden Badeplattformen werden von unserer Tochter und ihrer Familie bewundert und das Bananaboot weckt Vorfreude auf die geplanten gemeinsamen Ferientage in den schwedischen Schären. Unter Deck ist auch vieles anders: das Vorschiff ist zum Lagerraum geworden, der Motorraum ein seefester "Keller", die Möglichkeit, auch ohne Landanschluss Föhn, Mixer, Bügeleisen und elektrische Zahnbürste zu benutzen, erhöht den Komfort. Nicht zu vergessen die neue Funkanlage, die uns überall Kontakte per E-Mail gewährleisten soll. Nachdem Kleidung und Proviant gut verstaut sind genießen wir die Einladung unserer Tochter zum leckeren Abschiedsessen beim Chinesen. Die Familie fährt nun getrennt heim, denn unsere Tochter übernimmt für die Dauer unserer Reise vorübergehend unser Auto. Mit dem Entschwinden des BMW steigen wir endgültig in eine andere Lebensform um.

Die erste kurze Tagesetappe führt nach Elburg, einem kleinen Städtchen, wohlbekannt vom letzten Jahr als feiner Starthafen mit allen Einkaufsmöglichkeiten und guten Liegeplätzen im alten Fischerhafen. Bei Superwetter beseitigen wir den letzten Winterschmutz vom Oberdeck. Warum Goliath, unsere Selbststeueranlage, nicht richtig funktionierte ist auch schnell gefunden: er war zum Glück nur falsch angeschlossen. Mit frischen köstlichen Lebensmitteln wie Spargel und Matjes versehen, sind wir hoch am Wind mit teilweise über 7 Knoten Fahrt schnell im Ijsselmeer und verbringen die Nacht als einziges Schiff bei V8, einer erinnerungsträchtigen Bucht. Hier werden die Verdrehungen in der neuen 100 m langen Ankerkette unter guten Bedingungen beseitigt.

Ein wettermäßiger Vorgeschmack auf die nächsten Wochen ist die Winddrehung. Wiederum hoch am Wind kann nun Kurs auf Makkum am gegenüberliegenden Ufer angelegt werden. Die Freude am 2. Supersegeltag wird schwer getrübt: Wie am Ende der letzten Saison sind wir bei einer Wende nachlässig und haben prompt die Quittung, die Backbordschot in der Schraube. Und das sollte doch nie wieder passieren! Was hilft's, Erhard muss tauchen und die Schot unter Wasser abschneiden. Das hört sich so einfach an, ist aber eine Aktion, die ohne professionelle Tauchausrüstung an den Rand der Erschöpfung führt. Wir schwören wieder erhöhte Konzentration bei allen Manövern.

In unserer alten Heimat Makkum geben wir uns mit Pommes-Essen zufrieden, der "Schwan" hat leider geschlossen. Wegen des vorherrschenden Nordostwindes beschließen wir die Binnenfahrt durch die friesischen Kanäle und starten am nächsten Tag, versehen mit einer neuer Schot, zur kurzen Fahrt durchs Wattenmeer. Da in Kornwerderzand eine Schleusenkammer restauriert, wird müssen wir länger auf das Passieren warten. Was soll's wir haben ja Zeit, und die Weiterfahrt geht schnell, vorbei an Harlingen, wieder ins Land bis Franeker.

Mit viel Sonne, aber kaltem Wind, erfreuen wir uns an der wohlbekannten Route weiter über Leeuwarden, Birdaard (Übernachtung), Dokkum nach Lauwersoog. Wie üblich gibt es keine Wartezeiten an den Brücken und wir rutschen schnell durch. Da uns entfallen war, dass Himmelfahrt auch in den Niederlanden ein Feiertag ist, wird die Verpflegung aus Bordbeständen improvisiert. Wir hatten uns allerdings schon über die vielen freizeitmässig-aktiven Menschen mitten in der Woche gewundert aber nicht weiter drüber nachgedacht.

Da Winddrehung auf Süd versprochen wird, wollen wir in Lauwersoog nur übernachten und die erste lange Strecke von ca. 130 sm mit Ziel Einfahrt in die Eider bequem segeln. Bei schwül-warmem Wetter starten wir am Samstag mittag, um bei steigendem Wasser am folgenden Tag an der Eidermündung einzutreffen. Die Fahrt geht vorbei an Engelsmanns Plaat und Het Rif, uns wohlbekannte und beeindruckende Anker- und Trockenfall-Plätze im Watt. Bei leider nur 3 Windstärken entschließen wir uns zur Fahrt unter Motor. Die erste Nachtfahrt verläuft ruhig, ohne Mondschein und bei kühler Luft, am Morgen wechseln Sonne und Nebel. Sonntag gegen Mittag warten wir vor dem Eidersperrwerk auf ausreichendes Wasser unter dem Kiel und finden bei stärker werdendem Regen nach 27 Fahrtstunden einen guten Liegeplatz im Yachthafen von Tönning.

Die kleine Provinzmetropole bietet nicht nur eine bunte Wetterpalette von Nieselregen, viel Wind mit Sturmböen und Sonnenschein, sondern auch beste Einkaufsmöglichkeiten für die Bordküche. Heimische Eier und frisches Lammfleisch vom Metzger, Spargel und Erdbeeren vom Wochenmarkt, Fisch und Krabben frisch von der Genossenschaft gegenüber unserem Liegeplatz lassen uns das längere Verweilen in diesem gemütlichen Hafen nicht langweilig werden und verhelfen zum Genuss erholsamer Stunden. Für weitere Abwechslung sorgt der Besuch des Museums im alten Packhaus. Der Motor wird gewartet und die Weiterfahrt bis Kiel geplant. Dort will Kiel Radio unsere Funkprobleme beheben.

 

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6.1.2004