Segelyacht Gemma

Reiseberichte

Skandinavien-Reise vom 19.05. - 21.09.2001

6. Etappe Limfjord bis Harderwijk 22.08. - 21.09.2001

Durch schwieriges Schärengebiet mit viel Verkehr von Fähren und anderen großen Schiffen erreichen wir am frühen Morgen das offene Wasser des Kattegat. Das angekündigte Tief bewegt sich langsamer als erwartet. So können wir uns einen Zwischenstopp auf der dänischen Insel Läsö leisten. Wir nehmen nicht den Motor zu Hilfe und segeln langsam aber gemütlich bei herrlichem Sonnenschein dem Ziel entgegen. Der relativ lebhafte Fischerhafen von Vesterö ist gut besucht. Hier ist schon Nachsaison und das Liegegeld wird entsprechend reduziert. Die Atmosphäre ist quirliger als in den schwedischen Häfen, wir fühlen uns wohl und legen einen Hafentag ein. Auch hier sind wir vor ca. 20 Jahren schon gewesen und erinnern uns gern an die Vergangenheit, besonders den "Kargemann" (Ein leckeres Blätterteiggebäck mit Rosinen etc. in Form eines Mänchens. Anm. d. S.)!

Die 2. Etappe über das Kattegat endet in der Osteinfahrt zum Limfjord in Egense, einem kleine Hafen gegenüber von Hals. Per Fähre machen wir am Abend einen Ausflug in das Städtchen. Dieser Teil des Limfjord bis hinter Aalborg wurde von uns noch nicht befahren, wir möchten Aalborg kennenlernen. Wenn wir hier durch eine Brücke wollen, müssen wir die Brückenflagge zum Anzeigen des Durchfahrtswunsches zeigen.

Die Fahrt geht flott, die Brücke vor Aalborg öffnet stündlich, wir erreichen diese fünf vor voll und sind am Nachmittag in Skudehavn. So freundlich wir von den Heimatliegern empfangen werden, so enttäuschend ist der Hafen. Die Code-Karte für die Sanis ist im über 500 m entfernten Nachbarhafen erhältlich, die Stege sind niedrig und die Boxen klein.

Nach sehr langem Fußweg erreichen wir die weitläufige Innenstadt der größten Stadt Jütlands. Hier herrscht Leben wie in der Düsseldorfer Altstadt, die Läden sind, da Wochenende, geschlossen. Eine Abwechslung ist der Aufenthalt zwar, aber nach zu teurem Essen in einem Restaurant an einer Kneipenstrasse beschließen wir die Weiterfahrt bereits für den nächsten Tag.

Bei Regen, dann Nebel wollen wir nach Gjöl. Der Ort wird im Reiseführer angepriesen, besonders wegen seines Kro, der für sein Aalgericht bekannt und beliebt ist. Die Information war gut, der kleine Hafen ist heimelig und bestens ausgerüstet, eine Wohltat nach Aalborg. Wir sind die einzigen Gäste und willkommen im örtlichen Segelverein. Das Aalgericht ist lecker und üppig und fordert entsprechende Spülung. Inzwischen hat der Wind 7 - 8 Stärken erreicht, so legen wir 2 Hafentage ein und können sogar in der Plicht die Sonne genießen. Durch die übersprühende Gischt, wir liegen längsseits innen an der Hafenmole mit dem Bug im Wind, wird Gemma vollständig eingesalzen. Nach Abflauen des Winden müssen wir sie spülen, allerdings mit Süßwasser.

Idyllisch liegt das Fjordstädtchen Løgstør an der breitesten Stelle des Limfjords. Wir erreichen es nun bei Flaute unter Motor bei zurückgekehrtem sommerlichem Wetter. Das hübsche Provinzstädtchen bietet gute Einkaufsmöglichkeiten. Störend ist nur die Geruchsbelästigung der nahen Industrie abends und nachts. Auch hier begrüßte uns ein Seehund - Maximilian ? (alter "Bekannter" aus dem holländischen Wattenmeer. Anm. d. S.) - im Hafen. Ein schöner Spaziergang auf dem einstigen Treidelweg längs des Kanals führt uns vorbei am ehemaligen Haus des Kanalvogts. Weil eine große Sandbank den Schiffsverkehr lange Zeit behinderte, grub man gegen 1850 diesen schmalen Frederik VII. Kanal, der heute als Hafen für kleine Sportboote dient. Wegen der Geruchsbelästigung verlassen wir Logstör aber am folgenden Tag.

In Nyköbing auf der Insel Mors finden wir einen guten Hafenplatz und nutzen im pulsierenden Ort die Einkaufsmöglichkeiten, sogar deutsche Zeitungen und Zeitschriften sind hier erhältlich.

Seit Tagen schon verfolgen wir die Wettervorhersagen für die Heimreise, der Wind wäre nun günstig, aber es ist noch zu früh. Trotzdem zieht es uns zur Küste, zumal wir uns bei vorherrschendem aprilartigem Wetter lieber in Häfen als an Naturankerplätzen aufhalten wollen.

In Lemvik erwarten uns die Genüsse eines Fischereihafens und ein schönes Restaurant.

Wieder sind wir die einzigen Gäste im Hafen mitten in Stadt. Der "Planetenpfad" mit seiner maßstäblichen Anordnung der Planeten gibt Einblick in die Weite des Universums. Von der Anhöhe bietet sich an einem schönen Spätsommertag ein einzigartiger Blick über die Gefilde des Limfjords bis hin zur Küste nach Thyborön. Dorthin wollen wir uns verlegen, um nun auf günstigen Wind zu warten.

Kritisch verfolgen wir die Wetteraussichten. Die Propheten verunsichern uns mit ihren Vorhersagen und veranlassen uns zu zögern.

Bei langen Spaziergängen am Strand bläst der Wind uns Sand um die Ohren, wir besuchen das Küstenzentrum, das Aquarium, das Seerettungsmuseum und frühmorgens die Fischauktion. Diesmal sind sogar gefangene Haie zu sehen.

Im Hafenbecken tummelt sich wieder Maximilian, der uns zu verfolgen scheint. Jeden Abend spannt sich ein Regenbogen über Land und See. Lange verfolgen wir vom Strand aus eine niederländische Yacht bei ihrer Ausfahrt heimwärts durch den Thyborön-Kanal und weiter auf die offene See. Wir bewundern den Mut der Crew und unken über den Verlauf ihrer Reise.

Aufgrund der Erfahrung mit den Irrungen der Wettervorhersagen beschließen auch wir das Auslaufen. Vorsichtshalber wollen wir Baumfock und Großsegel bereits im Hafen reffen und stellen bei der Fock einen Riß an einer Lattentasche fest. Zum Glück repariert der örtliche Segelmacher sofort kurz vor seinem Feierabend.

Der Starkwind bleibt aus, wir starten am nächsten Morgen - Dienstag 11. September 2001-, durchlaufen das Seegat besser als erwartet und fahren anfangs vor dem Wind nur mit der Rollfock. Allerdings sind wir zum "Kreuzen vor dem Wind" gezwungen. Nach häufigen Winddrehungen mit Anstieg auf 8 Bft. plus Böen 9 wird es ungemütlich, auch setzt starker Regen ein. Hoch am Wind aus Südwest können wir unser Ziel, das Seegat von Terschelling, nicht mehr anlaufen. Die zweite Nachtfahrt bei Unwetter und GPS-Ausfall fordert höchsten Einsatz. Donnerstag früh setzen wir als neues Ziel Borkum fest. 2 Verkehrstrennungsgebiete müssen bei völliger Dunkelheit fast blind gequert werden. Erhard meistert die Situation souverän. Nach Zeitplan können wir nun nicht fahren, müssen einen ungünstigen Zeitpunkt zum Einlaufen ins Seegat in Kauf nehmen. Während der 4 Stunden kreuzender Wartezeit auf einlaufendes Wasser kann Erhard sich endlich ausruhen. Bei herrlichem Sonnenschein und nachlassendem Wind schrecken auch die zahlreichen Fischerboote nicht mehr. Am späten Nachmittag machen wir auf Borkum im Burkanan-Hafen fest.
Hier erfahren wir von den Ereignissen des 11. September.

Borkum gefällt uns wider Erwarten sehr gut, denn von See aus wird der Eindruck der Insel durch die großen Hotelbauwerke eher abschreckend geprägt. Nach kurzer Busfahrt vom Hafen in die Stadt präsentiert sich der Ort aber beschaulich und bietet schöne Geschäfte und Lokale. Wir machen einen langen Spaziergang am Strand und durch die Dünen und küren Borkum zur schönsten ostfriesischen Insel.

Leider müssen wir weiter, und zwar wegen des vorherrschenden Südwest-Windes nicht außen rum, sondern wieder durch die holländischen Kanäle. Nach einem wunderschönen Sommertag starten wir am nächsten Morgen früh mit einlaufendem Wasser bei Regen und schlechter Sicht in die Emsmündung nach Delfzijl. Nun erwartet uns 3 Tage Kanalfahren bei überwiegend Regen. Dieser wird beim Schleusen meist besonders heftig. Wir nutzen die Tage während der Bedienungszeiten von 09:00 bis 19:00 Uhr zum Fahren voll aus und übernachten dort, wo wir wegen des Feierabends des Personals nicht mehr weiterkommen.

Nach einer Übernachtung in Stavoren wollen wir nach Enkhuizen. Dort ist uns eine Fachfirma bekannt, die hoffentlich die Funkanlage überprüfen kann. Leider erweist sich die Adresse als Flop, man ist auch nicht in der Lage, kurzfristig einen Fachmann an Bord zu entsenden.

Nach der Fahrt von Stavoren bis Enkhuizen mangels Wind unter Motor fürchten wir nun wegen zu starkem Wind in Enkhuizen hängen zu bleiben. Dies lockt uns nicht, gegen mittag motoren wir bei 5 - 6 Bft. gegenan nach Urk und am nächsten Tag bei novembergrauem nasskaltem Wetter zurück zum Heimatliegeplatz.

Unterwegs fragen wir uns oft, wo die Zeit geblieben ist, denn viele Bilder zogen gerade in den letzten Tagen vor unseren inneren Augen vorbei. Die diesjährige Querung der Nordsee von Thyborön nach Borkum wird sich - genau wie das Ereignis des Mastbruchs mit einem Charterschiff vor Jahren - in unserer Erinnerung festsetzen.

Bis auf die Funkanlage haben sich alle neuen Investionen gut bewährt. Wir haben an Bord, in den Häfen und an den Ankerplätzen sehr gut und in Harmonie gelebt. Jede der vergangenen Reiseetappen hatte einen anderen Charakter. Bis auf die kurze Strecke anfangs des Limfjords waren uns alle Reviere bekannt. Wir hatten sie, teils mit Charterschiffen mit unseren Kindern und Freunden, teils mit Gemma, in den letzten 20 Jahren besucht. Nun werden wir die neu gesammelten Erfahrungen aufarbeiten und in die Planung für unsere Reise ins Neuland, den Süden, ab 2002 einbeziehen.

Am 21. September gelingt es uns, die Segel trocken zu verpacken, dann holt unsere Tochter uns pünktlich mit dem Auto zur Heimreise nach Dormagen ab.

powered by www.clownfisch.de
6.1.2004