Segelyacht Gemma

Reiseberichte

Skandinavien-Reise vom 19.05. - 21.09.2001

5. Etappe Göta- und Trollhätte-Kanal: Mem bis Göteborg 03.08. - 21.08.2001

Je weiter wir uns von der Küste entfernen desto bewölkter wird es, trotzdem genießen wir den schönen Segeltag durch den St. Anna-Schärengarten. Mutig fahren wir nicht den vorgegebenen Wasserweg sondern suchen uns einen eigenen kürzeren Weg. Manche Inseln sehen hier wie eine Mondlandschaft aus. Die Bäume sind kahl, das Land darunter ist dreckig-grau. Erst glauben wir, dass hier Brände gewütet haben, aber beim Annähern entdecken wir jede Menge Vogelnester in dem Baumkronen und auch dazugehörige große schwarze Vögel. Mit ihrem Kot, der alles grau überzieht, haben sie die Vegetation zum Sterben gebracht. Am Ende des Tages ankern wir unterhalb der Ruine von Schloß Stegeborg. Die in unserer Nachbarschaft ankernden Holländer besuchen uns auf einen Plausch mit ihrem Beiboot. Gemma hatte ihr Interesse geweckt. Unser B-Boot wird nun für die Kanalfahrt wieder an Oberdeck verstaut. Bei Mem fahren wir in den Götakanal ein, passieren 3 Schleusen und freuen uns auf einen Hafentag in Söderköping.
Für das Festmachen brauchen wir bei starkem Seitenwind 45 Minuten! Die Boxen haben so kurze Ausleger wie in Oskarshamn und wir brauchen 8 Leinen, hoffentlich vergessen wir beim Ablegen keine. Wir steigen auf 90 m Höhe zu einem Aussichtspunkt auf, Belohnung ist ein imposanter Eisbecher im Pavillon an der Schleuse. Auch ein Bummel durch die verschlungenen Straßen der mittelalterlichen Stadt steht auf dem Programm, die Zivilisation hat uns wieder.
Die weitere Kanalfahrt geht zügig voran. Der Kanal ist lange nicht so stark befahren wie wir erwartet hatten, so dass keine Wartezeiten an Schleusen und Brücken entstehen. Bei den vorherrschenden starken Seitenwinden können wir stolz auf unsere Leistungen beim Schleusen sein. Vor jeder Schleuse muss Karla an einer geeigneten Stelle an Land springen und dann an der Kammer die Leinen zum Festmachen annehmen. Das hört sich leicht an. Die Stellen zum Absetzen sind klein, meist rutschig durch Nässe und müssen präzise angefahren werden. In der Schleusenkammer wird es eng, besonders wenn mehrere Boote da sind. Nicht alle Schleusengenossen sind rücksichtsvoll. Umsichtig und konzentriert manövriert Erhard das Schiff. Der Leinenwurf muss beim ersten Mal klappen, um Gemma rechtzeitig und schnell festzumachen. Abends wissen wir was wir getan haben.

Ausgleich bieten die abwechslungsreiche Landschaft, schöne Liegeplätze und beschauliche Spaziergänge am Abend. Überwiegend unter Motor und meist in Regenbekleidung durchfahren wir die Seen Asplangen, Roxen, Boren und Vättern bis Karlsborg. Die Schleusentreppen von Berg und Borenshult fordern Einsatz, Belohnung ist endlich ein Segeltag über den Vätternsee. Dabei ändert sich das Wetter leider zum Schlechten und der Tag endet mit Dauerregen im Hafen von Karlsborg.

ServiervorschlagSeit Anfang August sehen wir in allen Supermärkten Hinweise, dass in Schweden der Monat des traditionellen Krebsessens begonnen hat. Leider wissen wir nicht mehr genau, was alles zu einem Krebsessen gehört. Mit Hilfe einer einheimischen Kundin und der nette Verkäuferin im Supermarkt stellen wir unser Essen zusammen: natürlich Krebse, den blühenden Dill für den Sud und einen bestimmten Käse mit Kräutern. Dazu ißt man Brot und sollte eigentlich nach jedem Krebs (ca. 10 pro Person) einen Aquavit trinken.

Unser Krebsessen findet in Forsvik an Bord statt. Dazu wird der Tisch mit blühenden Orchideen geschmückt und ein leckerer Wein entkorkt. Hier in Forsvik liegen wir direkt an der ältesten Schleuse des Kanals und auch der ältesten Eisenbahnbrücke Schwedens. Die Besichtigung der mittelalterlichen Industrieanlagen rundet den Ausflug in die Vergangenheit ab.

Mit viel Wind segeln wir weiter über den See Viken nach Vassbacken und passieren den höchsten Punkt des Kanals 91,5 m über dem Meeresspiegel. Abwärts wird das Schleusen nun leichter und nach einer Übernachtung in Sjötorp passieren wir die letzte Schleuse und fahren weiter nach Mariestad.

Wir haben nun 103 Kanalkilometer hinter uns gebracht und 58 Schleusen durchlaufen.

Erstaunlicherweise ist der Kanal wenig befahren, allerdings geht hier die Saison schon dem Ende entgegen. In den letzten Tagen hatten wir morgendliche Temperaturen von 10 °C, hier auf dem See Vänern kehrt der Sommer zurück.

Das Fahrwasser ist sehr eng, viele Schären unter und über Wasser erfordern konzentrierte Navigation. Aufregend ist auch die Passage durch die Brücke mit 18 m Durchfahrhöhe. Ein Hafentag in Mariestad geht mit Bummeln, Einkaufen und Waschen schnell vorbei. In dem kleinen Fischerdorf Spiken nahe Schloss Läckö finden wir wieder die erwartete Sommeridylle. Der kleine Hafen bietet alles, Fische gibt es frisch und geräuchert direkt aus der Räucherei.

Im Naturschutzgebiet wandern wir auf gut markiertem Rundweg durch urwaldähnliches Revier, abends erleben wir das Schauspiel eines aufziehenden Gewitters, begleitet von Stromausfall im gesamten Hafenbereich.

Im engen Fahrwasser hinaus auf den Vänern geht es beängstigend nahe an den Felsen vorbei, bei strahlender Sonne zwar, aber Wind mit 6 Bft. + Böen gegenan. Die Wetterpropheten hatten weder diese Windrichtung noch -stärke angesagt! Die Fahrt unter Motor, angetan mit Schwimmwesten und Lifebelts, quer über den See ist ungemütlich und wir sind froh Dalbergsa zu erreichen.

Die hiesige Sehenswürdigkeit, frühzeitliche Zeichnungen auf einem Felsen, entdecken wir nicht, dafür aber einen schönen Aussichtspunkt mit freiem Blick über den See.

Vorbei an Vänersborg fahren wir bis Trollhättan. Mitten in der Stadt liegen wir überwiegend allein und kostenlos in parkartiger Umgebung. Bei unserer ruppigen Fahrt über den Vänersee hatte sich das Kabel der Positionslampen am Schiffsbug gelöst, hier wird es wieder gut befestigt. Auch die "Anti-Fallen-Verhakungsleine" wird am Mast angebracht, obwohl es Erhard nicht gut geht.

Leider wird dem Wasser des Flusses Göta Älv nun nicht mehr mit 32 m Fallhöhe als Touristenattraktion freier Lauf gelassen, der Sommer ist vorbei. Bei schwülem Wetter ist auch der Fußweg zu den Schleusen zu weit. In jeder dieser 6 Schleusen geht es hintereinander ca. 8 m abwärts, insgesamt 44 m. Die Schleusenwände bestehen teilweise aus nacktem Felsgestein. Auch sind die Schleusen mehr für Berufs- als für Sportschiffe ausgelegt.

Als Lohn der Mühen erwartet uns nun Göteborg und dann endlich wieder offenes Wasser und hoffentlich schönes Segeln. Aber so weit sind wir noch nicht. Ohne lange Wartezeiten an den Schleusen und Brücken geht es schnell voran. Die Landschaft wird immer mehr von Industrieanlagen geprägt, je näher wir der Nordseeküste kommen.

Wir ziehen den Hafen von Langedrag dem Stadthafen von Göteborg vor und geben unsere letzten Schwedenkronen im Hafenrestaurant aus. Da wir nach 17:00 Uhr eintrafen und am nächsten Morgen früh starten wollen, gelingt es weder das Liegegeld zu entrichten noch den Code für das Sanitärgebäude zu erhalten.

An Bord halten wir Rückblick auf die 2 Monate Aufenthalt in Schweden. Wir wurden überall gastfreundlich empfangen. Sprachliche Probleme gab es nicht, die meisten Menschen sprachen ein Englisch wie wir. Außerdem bemühte man sich sehr, mit uns in deutscher Sprache zu reden. Wir fühlten uns als Ausländer gern gesehen. Die Versorgungsmöglichkeiten waren gut bis sehr gut, die Preise liegen etwas über den unsrigen. So konnten wir uns überwiegend an Bord preiswert und lecker verpflegen und erlebten auch keine geschmacklichen Reinfälle zu hohen Preisen. Die Häfen sind zum Durchschnittspreis von ca. DM 20,00 - häufig incl. Strom, Wasser und Duschen - sauber und zweckmäßig eingerichtet, leider sind die Boxen manchmal etwas klein für unser Schiff.

Von der Landschaft waren wir immer wieder auf's Neue beeindruckt. Das Wetter zeigte alle Varianten von kalt bis heiß, von Flaute bis Starkwind. Inzwischen ist es herbstlich geworden. Wir wollen vor dem Durchmarsch des kommenden Tiefs bei angekündigtem Ostwind über das Kattegat nach Dänemark zum Limfjord.

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6.1.2004