Segelyacht Gemma

Reiseberichte

Langfahrt 2003

1. Etappe: 24.04. – 25.05.2003 Italien - Rom bis Crotone

Der Winter in Hafen Porto die Roma ging schnell vorbei. Im Kreis der Überwinterer aus aller Herren Länder fühlten wir uns sehr wohl und erfuhren viele interessante Lebens- und Fahrtenberichte. Dank der Initiative des von den Engländern initiierten „Med Net“ hatten wir nicht nur finanzielle Vergünstigungen in der Marina sondern auch die Möglichkeit, an mannigfaltigen Zerstreuungen teilzunehmen, z. B. geselligem Zusammensein unter verschiedenen Mottos, Italienisch- und Englischkurs, Erfahrungsberichte der Segler. Wir machten 2 Kurzreisen nach Deutschland, einmal zur Weinprobe im November 2002 und dann im Januar 2003 zur Boot nach Düsseldorf. Die gute Verbindung zum Flughafen und die preiswerte Flugmöglichkeit mit German Wings machte es möglich. Anlässlich unserer Silberhochzeit und Erhards 60. Geburtstag trafen Familienmitglieder und Freunde ein, um mit uns zu feiern. Es waren gelungene Veranstaltungen. Allein oder mit unseren Besuchern waren wir von den Sehenswürdigkeiten der Stadt Rom sehr beeindruckt. Wir besuchten außerdem Tivoli, Ostia Antica, den alten, und Fiumegrande, den neuen Hafen am Tiber. Dank der Jahreszeit hatten wir die historischen Stätten fast für uns allein. Der Ort Lido di Ostia bot gute Versorgungsmöglichkeiten und preiswerte, schnelle Anfahrt in die Stadt Rom und zum Flughafen Leonardo da Vinci.
Am 24. April heißt es dann Abschied von der Marina zu nehmen, die uns ein halbes Jahr Heimat geboten hatte. Aus dem schwimmenden Wohnwagen ist nun wieder eine hochseetüchtige Yacht geworden.

Karte Pontinische InselnDie Saison beginnt mit einem schönen Segeltag längs der grünen Küste mit Bergen im Hintergrund. Im mittelalterlichen Touristenort Nettuno ist der Liegeplatz teuer, wir bleiben nur eine Nacht. Leider hatten wir in Anzio keinen Platz gefunden. Entgegen dem Wetterbericht haben wir am nächsten Tag den Wind von vorn, um die Pontinischen Inseln zu erreichen.
Bei leicht diesigem Wetter ist es trotzdem ein schöner Tag. An der Pier des Hafens der Insel Ponza könnten wir zwar festmachen, müssten aber am nächsten Morgen um 8 Uhr der Fähre Platz machen. Das ist uns zu früh, wir ankern nahe den Felsen in der gut belegten Bucht, umgeben von schönen Blumen, Büschen und Kakteen. Der Ort bietet eine nette Touristenmeile mit guten Versorgungsmöglichkeiten. Wir freuen uns über das Treffen mit Sea Plane, die wir von Porto die Roma her kennen. Zur Niya hatten wir tags zuvor den letzten Kontakt über Funk. Infolge häufiger Winddrehungen wird die nächste Nacht unruhig, aber bei 6 Bft. Windvorhersage wollen wir bleiben, einige Mitankerer waren allerdings in den frühen Morgenstunden Ankerauf gegangen, auch Seaplane. Wieder tritt die Vorhersage anders ein, wir motoren zur Insel Ventotene. Die Insel war ein Verbannungsort im alten Rom, der antike Hafen ist noch gut erhalten, wir selbst liegen kostenlos am benachbarten Gemeindekai. Nach Rundgang durch den Ort und seine Umgebung genießen wir die Inselspezialität: Linsensuppe. Vom fahrenden Händler mit lokalen Produkten erhalten wir grünen Spargel und leckere Eier. Die Spargel sind teuer, dünn und holzig, kein besonderer kulinarischer Genuss.

Unser nächstes Ziel ist die Bucht von Neapel. Wir möchten gern die Stadt und Pompeji besichtigen. Aber zuerst wollen wir auch Ischia besuchen. Der Stadthafen ist belegt, nun beginnt das Suchen nach einer Alternative mit dem Fazit, dass die Liegegebühren in dieser Gegend astronomisch hoch sind, bis 95,-- € pro Nacht. Beim angesagten Südostwind bietet sich auch kein Ankerplatz an. Wir kommen für die Nacht auf der Insel Procida unter zum Vorsaisonpreis von 30,--€. Wer konnte wissen, dass die Nacht windstill wird, wir hätten ankern können. So sehen wir leider nicht viel von den gerühmten Inseln der Bucht von Neapel. In Torre del Greco auf dem Festland können wir einen guten Preis für mehrere Tage aushandeln. Der Hafen ist zwar noch nicht voll funktionsfähig, aber bewacht und bietet gute Verkehrsverbindung nach Neapel und Pompeji. Wir besichtigen außer Pompeji noch die antike Stadt Herkulaneum, die ebenfalls vom Vesuv verschüttet worden war. Torre del Greco, die etwas heruntergekommene Vorstadt von Neapel, hat sonst nichts zu bieten. Dagegen beschert die Ankerbucht Marina di Cassano nicht nur Ausblick in die Bucht von Neapel mit Vesuv und Capri in der Ferne. Am Abend ziehen illuminierte „Traumschiffe“ vorbei und auf den Gipfeln der Berge werden Feuerwerke gezündet. In der Stadt Positano fühlen wir uns etwas fehl am Platz. Der Ort ist ein Luxustouristenort, wirklich herrlich an den Berg gebaut. Wir bewundern dies alles mehr vom Ankerplatz aus.

Mit den Felsen, Höhlen, Klippen und malerischen Dörfern an den Hängen hat der Reiseführer nicht zuviel für den folgenden Küstenabschnitt versprochen. Wir wollen nach Salerno, entscheiden uns dann aber zur Weiterfahrt nach Agropoli. Wir freuen uns, dort Venturer wieder zu sehen. Sie waren unsere direkten Nachbarn in Porto di Roma. Nun liegen wir wieder nebeneinander und zum Glück hilft uns der Skipper mit seinem Beiboot, als unser Heckanker nicht hält, beim Ankerbergen. Mit mulmigem Gefühl liegen wir nun längsseits an der Pier. Der Ort bietet zwar gute Versorgung, aber wegen der Liegeplatzsituation wollen wir am nächsten Tag weiter, ohne das antike Paestum zu besuchen. Außerdem sind die Hafenbevollmächtigen unfreundlich, man habe auch kein Trinkwasser. Am nächsten Tag, verbunden mit Dieseltanken, ist Wasser problemlos erhältlich. Wir planen einen großen Schlag, um die zwar schöne aber teure Region zu verlassen.

Tropea an der kalabrischen Küstewurde von vertrauenswürdigen Fahrtenseglern als kostenloser Hafentipp gegeben. Wir erreichen den Hafen nach 120 sm in 23 Stunden, von denen wir 3 Stunden segeln konnten, am 9. Mai. Die Nachtfahrt war extrem ruhig bei warmem Wetter. Eigentlich hätten wir beide gleichzeitig schlafen können. Die Marina von Tropea ist noch im Bau, Wasser ist kostenlos erhältlich. Der viel besuchte Touristenort liegt hoch oben auf dem Berg und ist fest in deutscher Hand. Wir sparen uns am 1. Tag den steilen Aufstieg und essen im Ristorante beim Laden gleich an der Ecke lecker und preiswert. Hier wollen wir uns eine längere Pause gönnen und auch Karlas Geburtstag feiern. Venturer ankert vor dem Hafen, Seaplane findet mit unserer Hilfe über Funk die ausreichend tiefe Fahrrinne der Hafeneinfahrt, da wir zufällig seine Anfrage nach Einfahrerlaubnis gehört hatten. Die Port Control hatte ihm beschieden, der Hafen sei gesperrt. Wir wundern uns nur. Von dem niederländisch-schweizerischen Paar auf der „Dove Star“, erhalten wir nützliche allgemeine Revierinformationen. Karlas Geburtstagsessen ist ein mäßiger Erfolg, in einer Pizzeria in Deutschland schmeckt italienisches Essen irgendwie besser.

Zu den Liparischen Inseln ist es nun nicht mehr weit, wir motoren einen Tag gegen den schwachen Wind, laut Vorhersage sollte Starkwind sein. Entfernt sehen wir die Vulkane Stromboli und den schneebedeckten Aetna auf Sizilien. Wir entscheiden uns für einen Schwerpunktbesuch der Insel Vulcano.

In der Ankerbucht ist Venturer schon eingetroffen und lädt zum Drink und Plaudern ein. Das Paar ist hellauf begeistert von der Insel, obwohl bei der herrschenden Windrichtung die Luft ständig nach faulen Eiern riecht. Die Schwefeldämpfe des tätigen Vulkans sind die Ursache, man gewöhnt sich dran. Direkt am Strand ist ein natürlicher Fango-Badeteich. Wir beobach-ten die matschenden Menschen, die nach dem Schlammsuhlen im warmen Wasser der unterirdischen Quellen baden. Wir verzichten. Im Evaskostüm hätte ein Fangobad allerdings sicher Freude gemacht. Die Insel ist wunderschön. Nun im Frühling ist sie wie ein einziger Park. Voll erblühte üppige Oleanderbüsche, Ginster, Geranien und Kakteen beeindrucken das Auge mit ihren strahlenden Farben. Alles, was wir daheim mühsam hochpäppeln, wächst hier am Wegesrand. Während unserer Fahrt mit einem geliehenen Motorroller tun sich von den Höhen der Berge großartige Ausblicke über die Buchten auf. Wie Spielzeug wirken die ankernden Kreuzfahrtschiffe von der Höhe aus. In Karlas Seniorentempo brauchen wir für den Aufstieg zum Krater des Vulkans 1,5 Stunden. Der Weg ist sandig, teilweise sehr steil und mühsam. Von unten sah der Aufstieg einfacher aus. Der Blick in den Krater ist Lohn der Mühsal im Sonnenschein. Nun sehen wir, wo die Schwefelwolken ausgestoßen werden. Den kompletten Rundgang auf dem Kraterrand ersparen wir uns. Wir verbringen 5 beschauliche Tage in der Ankerbucht, Sonntagnacht gibt es sogar ein Feuerwerk. Gut erholt wollen wir wieder eine größere Strecke am Stück bewältigen.

Um 04:30 am 20. Mai geht es ankerauf. Wir wollen mit der Strömung durch die Strasse von Messina fahren. Es ist mal wieder kein Wind, wir motoren längs der Festlandküste. Dabei begleiten uns Delfine und bieten kurzweilige Unterhaltung. Am Nachmittag erreichen wir die Meerenge. Hier bietet sich kein verlockender Hafen an und so stellen wir uns für eine Nachtfahrt mit starkem Wind ein. Die Vorhersage trifft auch ein, schnell wechselt starker mit keinem und wieder starkem Wind. Windrichtungsänderungen geschehen innerhalb von Sekunden. Am Nachmittag des 21. Mai erreichen wir Crotone im Süden Italiens. 170 sm liegen hinter uns. Ein Mann mit Strohhut weist einen Platz im Hafen zu, nimmt die Leinen an und kassiert. Immerhin gibt es hier Wasser. Der Hafen ist offiziell nicht in Betrieb und wird von dem Mann mit dem Strohhut verwaltet. Er bewacht die Schiffe, gibt Hilfestellungen und das wichtigste – er kassiert. Unsere tägliche eigenmächtige Preisreduzierung nimmt er resignierend hin. Wir freuen uns, dass wir unsere inzwischen leere Gasflasche aufgefüllt bekommen, ein hilfsbereiter junger Mann holt und bringt sie sogar. In dem netten Provinzstädtchen stellen wir uns innerlich auf dem Abschied von Italien ein, die Pizza beim Chinesen ist besonders lecker. Bei starkem Wind, kühlem und bedecktem Wetter gehen die Hafentage mit der weiteren Planung und Vorbereitung der Reise vorbei.

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20.4.2005